Toedliches Fieber by Dee Shulman

Toedliches Fieber by Dee Shulman

Autor:Dee Shulman [Shulman, Dee]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
ISBN: 3423715685
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2013-12-31T23:00:00+00:00


Sackgassen

London

2012 n. Chr.

Als Dr. Franklin in Biologie über ungewöhnliche Monozytenreaktionen sprach, fragte ich mich plötzlich, ob ich nicht etwas Entscheidendes übersehen haben könnte. Ehrlich gesagt, war ich frustriert. Auf der Jagd nach meinem Virus hatte ich eine Niete nach der anderen gezogen, und ich war es nicht gewohnt, so komplett zu versagen. Ich hatte gründlich recherchiert und alle unabhängigen Forschungsinstitute auf der Welt durchforstet. Irgendetwas war mir offenbar entgangen. Immer wenn die Symptome und die Gestalt des Virus’ annähernd zueinanderpassten, scheiterte es letztendlich an der zweistündigen Inkubationszeit.

Selbst am Institut für Biochemische Medizin in Hongkong wurde ich nicht fündig. Das ärgerte mich besonders, weil ich so lange gebraucht hatte, mich in ihr System zu hacken.

Wo zum Teufel steckte mein Virus?

Ein Blick zur Tafel zeigte Dr. Franklins Diagramm einer typischen Immunantwort. Das Immunsystem gehörte zu den Phänomenen, die mein Interesse an der Mikrobiologie geweckt hatten, als ich elf war. Die Vorstellung dieser mikroskopisch kleinen Armee, die alles gab, um ihre Welt (mich) gegen fremde Eindringlinge zu schützen, hatte mich fasziniert. Als ich dann lernte, wie viele mikroskopische Aufgaben die Zellen zu erledigen hatten, war es endgültig um mich geschehen. Seitdem hatte mich das Thema nicht mehr losgelassen. Als Dr. Franklin jetzt zeigte, wie die T-Zellen und Monozyten zum Angriff gegen die Erreger übergingen, fiel mir plötzlich auf, dass ich bei dem Versuch mit Professor Ambrose keinerlei Abwehrreaktion beobachtet hatte – keine T-Zell-Aktivierung, keine B-Zell-Aktivierung, keine Beteiligung der Makrophagen und mit Sicherheit keine Monozytenreaktion.

Ich meldete mich.

»Dr. Franklin, könnte eine superschnelle Ansteckung eine Immunantwort verhindern?«

»Ich gehe davon aus, dass alle Infektionen irgendeine Reaktion des Immunsystems hervorrufen, Eva. Wie Sie wissen, erkennen die Lymphozyten die eindringenden Fremdkörper und wandern dorthin. Falls sich die Infektion zu stark ausbreitet, können die Abwehrmechanismen bekanntlich auch einmal nicht ausreichen, doch selbst dann gibt es während und nach einer Ansteckung Hinweise auf eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen.«

Bei dem Versuch, den ich damals beobachtet hatte, galten die üblichen Regeln offensichtlich nicht. Der Angriff der Erreger war so konzentriert gewesen, so direkt und gezielt …

»Dr. Franklin«, hakte ich nach, »und was ist, wenn die die Abwehrzellen direkt angegriffen würden – könnte das die Abwehrreaktion im Keim ersticken?«

»Schlau getarnt, oder wie? Interessant. Ein Präventivangriff, der sich direkt gegen die Abwehrzellen richtet … Hmmm. Ich kenne nur ein Virus, das sich direkt gegen die T-Zellen wendet …«

Ich hielt den Atem an.

»Und das ist das Aids-Virus.«

Ich seufzte, weil mir leider völlig klar war, dass mein Virus mit dem HI-Virus nichts gemeinsam hatte.

HIV war also eindeutig nicht das einzige fiese Virus.

Es klingelte, die Stunde war zu Ende. Während ich meine Sachen packte, erwog ich, noch einen letzten Rechercheversuch zu starten. Als ich aufstand, stieß ich mit Harry zusammen, der direkt hinter mir stand.

»Uups, sorry, Harry«, sagte ich und versuchte, mich aufrecht zu halten. Er reichte mir eine Hand, an der ich mich festhalten konnte.

»Hey, Eva, du warst meilenweit weg. Alles okay?«

»Ja, bestens.« Ich löste mich vorsichtig von ihm.

»Tja, dann wollen wir mal, sonst kommen wir zu spät.«

Ich runzelte die Stirn. »Zu spät? Ich dachte, wir wären fertig.



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